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Mauerwerksbau

Risse im Mauerwerk: Ursachen, Gefahren & Kosten

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 23. Mai 2025
Lesedauer: 22 Minuten
© Tanut Nitkumhan / istockphoto.com

Mauerrisse: Was harmlos beginnt, kann langfristig die Bausubstanz schwächen oder sogar die Standsicherheit des Gebäudes gefährden. Entscheidend ist daher, frühzeitig zu erkennen, um welche Art von Riss es sich handelt und welche Maßnahmen notwendig sind. Man unterscheidet beispielsweise Haarrisse oder Schnürrisse, die oft oberflächlich und weniger kritisch sind, von Setzrissen oder Schubrissen, die auf Bewegungen im Baugrund oder strukturelle Probleme hindeuten können. Während kleinere Risse im Putz sich häufig in Eigenregie beheben lassen, sollten tiefere oder sich ausbreitende Risse unbedingt von einem Fachbetrieb begutachtet werden, um kostspielige Folgeschäden zu vermeiden.

Alles auf einen Blick:

  • Risse im Mauerwerk entstehen aus unterschiedlichen Gründen, etwa durch Baufehler, Materialermüdung, klimatische Einflüsse oder Bewegungen im Untergrund. Sie können an der Außen- sowie Innenwand auftreten. 
  • Tiefe Risse können die Standsicherheit des Gebäudes gefährden, vor allem wenn sie tragende Bauteile betreffen und die Statik beeinflussen. Sie entstehen oft im Bereich der Fenster, Türen, Decken oder an Kellerwände.
  • Eine fachkundige Begutachtung ist wichtig, um harmlosere Oberflächenrisse von ernstzunehmenden Schäden zu unterscheiden. Kleinere Risse lassen sich häufig auch in Eigenleistung beheben.
  • Die Sanierungskosten hängen vom Risstyp und dem Schadensausmaß ab. Einfache Schnürrisse sind meist deutlich günstiger zu beheben als tiefe Setzrisse mit statischer Relevanz.

Warum treten Risse im Mauerwerk auf?

Risse im Mauerwerk entstehen in der Regel dann, wenn ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Widerstand auftritt. Kann das Baumaterial den einwirkenden Kräften nicht mehr standhalten, bilden sich Spannungen und schließlich Risse. Besonders anfällig für solche Schäden sind Übergangsbereiche wie Geschossdecken, Fenster- und Türöffnungen oder Anschlüsse zwischen unterschiedlichen Bauteilen. Häufig wirken dabei mehrere Ursachen gleichzeitig, die sich gegenseitig verstärken – etwa ein schwacher Baugrund in Kombination mit schlecht geplanten Dehnungsfugen. Für eine fachgerechte Reparatur ist es entscheidend, zunächst die Art des Risses zu bestimmen. Unterschieden wird dabei unter anderem zwischen folgenden Rissarten:

  • Haar- und Schnürrisse: Diese Risse betreffen in der Regel nur den Putz und nicht das tragende Mauerwerk. Sie verlaufen meist netzartig oder in Y-Form und gelten als oberflächliche Schäden. Die Schadensursache liegt häufig in unsachgemäßer Verputzarbeit oder in der natürlichen Materialbeanspruchung. In den meisten Fällen lassen sich solche Risse mit geringem Aufwand von einem Fachbetrieb beheben.
  • Setzungsrisse: Setzungs- oder Setzrisse sind deutlich gravierender, da sie über die Putzschicht hinaus bis ins Mauerwerk reichen. Typisch ist ein diagonaler Rissverlauf, vor allem an Spannungszonen wie Fenster- oder Türrahmen, Zimmerecken, Kellerwänden oder Deckenanschlüssen. Ursache ist oft ein instabiles oder ungleichmäßig belastetes Betonfundament, etwa durch fehlerhafte Gründungsarbeiten, unzureichende Planung oder ungleiche Lastverteilung. Auch natürliche Einflüsse wie ein schwankender Grundwasserspiegel, Erschütterungen durch Verkehr oder benachbarte Baustellen können Risse im Beton sowie im Mauerwerk begünstigen.
  • Schwind- oder Schrumpfrisse: Diese entstehen, wenn sich Baumaterialien während des Trocknungs- oder Aushärtungsprozesses zusammenziehen und dabei an Volumen verlieren. Wie auch Schnürrisse betreffen Schwindrisse in der Regel lediglich die Putzoberfläche und sind meist unbedenklich. Dennoch sollte ein Fachbetrieb beurteilen, ob eine Sanierung erforderlich ist.
Riss in einer weißen Innenwand unterhalb eines Fensters mit Kunststoffrahmen.
Im Bereich von Fenstern sowie Türen entstehen häufig Spannungen, weshalb dieser besonders anfällig für Rissbildung ist  © Kwangmoozaa / istockphoto.com

Welche Bedeutung haben Risse für die Gebäudestabilität?

Risse im Mauerwerk können ein erhebliches Risiko für die Tragfähigkeit und damit für die Sicherheit eines Gebäudes darstellen, insbesondere dann, wenn sie tragende Bauteile betreffen, sich über längere Strecken erstrecken oder im Verlauf verändern und ausbreiten. Während oberflächliche Putzrisse in der Regel keine Auswirkungen auf die Stabilität der Bausubstanz haben, kann bereits ein einzelner tiefergehender Riss die Lastverteilung innerhalb eines vermeintlich stabilen Mauerwerks erheblich beeinträchtigen.

Besonders sensibel reagieren

  • tragende Wände,
  • Deckenanschlüsse,
  • Fundamente sowie
  • Übergänge zwischen einzelnen Geschossen.

Die strukturelle Integrität des Gebäudes hängt maßgeblich davon ab, ob durch den Riss die Kraftübertragung innerhalb des Tragwerks gestört wird. Ein Riss, der beispielsweise mehrere Ziegel und Mörtelfugen durchquert, kann das Tragverhalten deutlich schwächen – im Extremfall bis hin zur Einsturzgefahr. Solche Schäden unterbrechen die homogene Materialstruktur und es kann dadurch zu lokal konzentrierten Spannungen, Verformungen oder Verdrehungen einzelner Bauteile kommen. Dies kann zu einem Versagen der Tragfähigkeit führen, wenn die sogenannte Lastkette unterbrochen wird.

Zudem weist jedes Baumaterial ein individuelles Dehnungs- und Schwindverhalten auf, das die Entstehung von Spannungsrissen begünstigen kann. Bauweisen mit großformatigen Elementen ohne ausreichende Fugenplanung sind besonders anfällig. Kritisch wird es auch an Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Materialien, etwa beim Übergang von Beton zu Ziegel, da diese auf Temperatur- oder Feuchtigkeitsschwankungen unterschiedlich reagieren und sich verschieden stark ausdehnen oder zusammenziehen.

 Ursachen für Rissbildung im Mauerwerk

bauphysikalische Ursachenkonstruktive Ursachengeotechnische Ursachen
  • Temperatur- und Feuchtigkeitswechsel
  • Volumenänderungen bei Materialtrocknung
  • fehlerhafte Planung
  • mangelnde Bewehrung
  • unzureichende Fugenbildung
  • Baugrundsetzungen
  • Bodenhebungen
  • Erschütterungen


Welche Planungsfehler können zu Rissen führen?

Viele Risse entstehen bereits in der theoretischen Phase des Bauens, wenn wichtige Parameter in der Planung nicht oder falsch berücksichtigt werden. Dazu zählen:

  • Nichtbeachtung von Materialeigenschaften
  • fehlende Dehnungs- oder Bewegungsfugen
  • unzureichende Berücksichtigung der Umgebung (Hanglage, Grundwasser)
  • fehlerhafte Tragwerksplanung oder Lastverteilung
  • Unterschätzung der Längen- und Höhenbewegung bei Temperaturschwankungen
  • Fehlplanung von Anschlussdetails, zum Beispiel bei Tür- und Fensterstürzen
  • Vernachlässigung regionaler Bodenverhältnisse und Baugrundrisiken

Wie beeinflussen Ausführungsfehler die Rissbildung?

Nicht nur Wind und Wetter haben Einfluss auf die Langlebigkeit Ihres Mauerwerks. Schäden entstehen häufig auch infolge von handwerklichen Mängeln. Typische Ausführungsfehler sind beispielsweise die

  • Verwendung ungeeigneter Mörtelarten,
  • ungleichmäßige oder zu kurze Trocknungszeiten sowie
  • Bauarbeiten bei ungünstiger Witterung.

All diese Faktoren können Spannungen im Material verursachen, die später zu Mauerrissen führen. Auch ein zu dünner Putzauftrag, insbesondere auf großen Flächen ohne zusätzliches Armierungsgewebe, begünstigt die Rissbildung. Ebenso problematisch sind unzureichend verdichtete Untergründe oder unsauber ausgeführte Übergänge bei Dämmung und Abdichtung. Werden solche Schwachstellen nicht frühzeitig berücksichtigt, können sie sich langfristig negativ auf die Bausubstanz auswirken. Bauherren sollten daher auf eine sorgfältige Dokumentation während der Bauphase achten, etwa in Form eines Baustellenprotokolls mit täglichen Wetterverhältnissen. So lassen sich mögliche Mängel, die auf Witterungseinflüsse oder unsachgemäße Verarbeitung zurückzuführen sind, später nachvollziehbar belegen.

Was sind Setzungsrisse und wie entstehen sie?

Setzungsrisse zählen zu den kritischsten Rissarten, da sie häufig auf Bewegungen im Fundament oder Baugrund hinweisen und bis tief ins Mauerwerk eindringen können. Typischerweise treten sie in der Nähe von Fensterecken oder Türlaibungen auf. Ihr Verlauf ist meist diagonal oder stufenförmig, wobei sie sich durch eine deutlich größere Breite als andere Risse auszeichnen. Ein weiteres Anzeichen für Setzungsrisse ist die sichtbare Verschiebung angrenzender Bauteile, etwa durch Höhenversätze im Mauerwerk oder auseinanderdriftende Fugen. Auch Begleiterscheinungen wie klemmende Türen, rissige Deckenanschlüsse oder unebene Fußböden können auf eine Setzung hindeuten.

Ursachen für Setzungsrisse

  • unzureichend tragfähiger oder schlecht verdichteter Baugrund
  • Veränderungen im Grundwasserspiegel
  • zusätzliche Lasten durch Umbauten oder Aufstockungen

Setzungrisse erkennen

  • schnelle Rissvergrößerung (innerhalb von Tagen oder Wochen)
  • begleitendes Knacken, Verziehen von Türen oder Fenstern
  • Versatz in Mauerwerk, Putzablösungen oder Ausbeulungen
  • Wassereintritt oder auffällige Feuchteflecken

Welche Auswirkungen haben Witterungseinflüsse auf das Mauerwerk?

Über Jahrzehnte treffen Wind, Regen, Frost, Sonne und starke Temperaturwechsel auf die Bausubstanz. Wenn die Gebäudehülle schlecht geschützt oder beschädigt ist, können Feuchtigkeit und Schadstoffe in das Mauerwerk eindringen und die Materialstruktur nachhaltig schädigen. UV-Strahlung wiederum schwächt die Bindemittel in Putz- und Farbschichten, was zu Rissen, Abplatzungen und erhöhter Anfälligkeit gegenüber weiteren Umwelteinflüssen führen kann. Langfristig beeinträchtigt dies nicht nur die Optik, sondern auch die Statik und den Werterhalt des Gebäudes.

Inwiefern führen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen zu Rissen?

Baumaterialien wie Ziegel, Beton oder Putz unterliegen natürlichen Ausdehnungs- und Schrumpfungsprozessen: Bei Wärme dehnen sie sich aus, bei Kälte ziehen sie sich wieder zusammen. Werden diese Bewegungen nicht durch geeignete Maßnahmen wie Bewegungsfugen oder den Einsatz elastischer Materialien ausgeglichen, entstehen Spannungen im Bauteilgefüge, sogenannte Spannungsrisse. Ebenso entscheidend ist eine kontrollierte Trocknung der verwendeten Baustoffe unter passenden Umgebungsbedingungen. Für eine fachgerechte Austrocknung des Fundaments beispielsweise müssen direkte Sonneneinstrahlung, hohe Temperaturen, Zugluft sowie Frost vermieden werden. Nur so kann ein gleichmäßiger und spannungsarmer Trocknungsprozess sichergestellt werden. Auch Feuchtigkeit spielt eine zentrale Rolle bei der Rissbildung: Sie dringt in die feinen Poren der Baustoffe ein und verändert deren Volumen. 

Welche Risiken birgt das Eindringen von Feuchtigkeit durch Risse?

Dringt Feuchtigkeit über Risse in das Mauerwerk ein, verteilt sich das Wasser kapillar im Baustoff und löst nach und nach die Verbindung zwischen Ziegeln, Mörtel und Putz. Bei Frost dehnt sich das eingedrungene Wasser aus, der entstehende sogenannte Frostsprengdruck kann selbst tragende Bauteile massiv schädigen. Die Folgen reichen von Putzabplatzungen über Rissbildung bis hin zu Schimmelbefall. Darüber hinaus verliert die Wand deutlich an Dämmwirkung. Feuchtigkeit im Mauerwerk gilt zudem als ernstzunehmender Bauschaden, der unbehandelt sowohl die Bausubstanz als auch die Gesundheit gefährden kann. 

Schimmelbildung: gesundheitliche Gefahren durch Risse im Mauerwerk

Hat sich erst einmal Schimmel gebildet, besteht akute Gesundheitsgefahr durch die in die Raumluft abgegebenen Sporen. Mögliche Folgen sind Atemwegserkrankungen, Allergien, Hautreizungen oder Konzentrationsstörungen. Sichtbarer Schimmel ist dabei oft nur ein Warnsignal, der Großteil des Schimmelwachstums findet verborgen in Wandaufbauten, Hohlräumen oder hinter Verkleidungen statt. Gerade deshalb ist schnelles Handeln entscheidend, um strukturelle und gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

Welche Gefahren gehen von Rissen im Mauerwerk aus?

Ein beschädigtes Mauerwerk beeinträchtigt vor allem die Statik und durch die Risse können

  • Wasser,
  • Feuchtigkeit,
  • Schmutz,
  • Insekten und
  • Schadstoffe ins Mauerwerk

eindringen. Zudem kann es passieren, dass langfristig unbehandelte Risse das gesamte Gebäude wirtschaftlich entwerten. Versicherungen verweigern bei bekannten Vorschäden oft die Leistung oder begrenzen sie stark. Risse in tragenden Bauteilen unterbrechen die durchgehende Materialstruktur. Dadurch kommt es zu einer lokalen Konzentration von Spannungen, Verformungen oder Verdrehungen einzelner Bauteile und dem Verlust von Tragfähigkeit durch Brüche in der Lastkette. 

Welche Rolle spielen Belastungsänderungen bei der Entstehung von Rissen?

Werden nachträglich Umbauten vorgenommen, etwa durch das Entfernen von tragenden Wänden oder durch einen Dachausbau, verändert sich die Lastverteilung im Tragwerk. Wenn diese neuen Belastungen statisch nicht berücksichtigt oder abgefangen werden, reagiert das Gebäude mit Spannungen und infolgedessen kann es zu Rissen im Mauerwerk führen. Auch Vibrationen durch Baustellen in der Umgebung oder Erdbeben führen zu kurzfristigen Belastungsspitzen, die Risse verursachen können, vor allem bei Altbauten oder ohnehin vorgeschädigten Strukturen.

Wie können Bodenbewegungen oder Bodenhub Risse verursachen?

Bodenbewegungen oder Bodenhub zählen zu den häufigsten Schadensursachen für strukturelle Risse im Mauerwerk. Dabei handelt es sich um Veränderungen im Baugrund, die durch natürliche Prozesse wie

  • Austrocknung,
  • Durchfeuchtung,
  • Frost-Tau-Wechsel oder
  • Setzungen

entstehen. Besonders tonhaltige Böden reagieren empfindlich auf Feuchtigkeitsschwankungen: Sie quellen bei Nässe auf und schrumpfen bei Trockenheit. Diese Volumenänderungen führen zu Hebungen oder Absenkungen des Fundaments und damit zu Spannungen im Mauerwerk.

Kommt es zu einer ungleichmäßigen Bewegung des Untergrunds, etwa durch lokalen Bodenhub oder das Absacken einzelner Fundamentbereiche, können tiefe, meist diagonale oder stufenförmige Risse entstehen. Solche Risse sind ein deutliches Warnsignal, da sie auf eine gestörte Lastverteilung innerhalb des Gebäudes hinweisen. Auch externe Einflüsse wie Erschütterungen durch Schwerverkehr, benachbarte Bauarbeiten oder Erdbeben können zu Bodenverformungen und infolgedessen zu Bauschäden führen. Eine sorgfältige Baugrunduntersuchung und eine durchdachte Planung sind deshalb unerlässlich, um geeignete Baumaßnahmen frühzeitig zu ergreifen. Bodenbewegungen können dazu führen, dass sich das Fundament ungleichmäßig hebt oder senkt. Dadurch entstehen im Mauerwerk Schubkräfte, die sich durch Risse bemerkbar machen.

Inwiefern können Risse die Wärme- und Schalldämmung verschlechtern?

Eine Wand ist eine geschlossene Struktur. Wenn dort Risse entstehen, entstehen gleichzeitig Wärmebrücken, durch die Heizwärme schneller nach außen entweicht. Gleichzeitig bieten Risse in der Wandoberfläche oder im Putz einen Kanal für Schallübertragung, der sonst vom massiven Wandaufbau absorbiert würde. Die Folgen sind nicht nur höhere Heizkosten, sondern auch eine deutlich reduzierte Wohnqualität. Kältegefühl an der Wand, Zugluft und Schallübertragung von außen oder aus Nachbarräumen sind typische Begleiterscheinungen.

Wie beeinträchtigen Risse die Statik eines Gebäudes?

Die Standsicherheit eines Gebäudes hängt maßgeblich von der Tragfähigkeit der einzelnen Bauteile ab. Insbesondere von tragenden Wänden, Decken und Fundamenten. Risse können diese Tragwirkung beeinträchtigen, vor allem dann, wenn sie durch tragende Bereiche verlaufen oder sich im Laufe der Zeit vergrößern. Je nach Verlauf, Tiefe und Art des Risses besteht die Gefahr, dass Lasten nicht mehr gleichmäßig abgeleitet werden können. Das Tragwerk wird geschwächt, was im schlimmsten Fall zu statischen Problemen, Teilabbrüchen oder sogar Einsturzgefahr führen kann – insbesondere bei Altbauten oder nicht bewehrtem Mauerwerk.

Mauerrisse, die sich über mehrere Steine hinwegziehen, einen Versatz erzeugen oder regelmäßig weiter wachsen, sollten deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine fachkundige Beurteilung durch einen Statiker oder Bausachverständigen ist hier dringend zu empfehlen.



Wie können Risse im Mauerwerk behoben werden?

Risse im Mauerwerk treten in unterschiedlichen Ausprägungen auf – von oberflächlichen Haarrissen im Putz bis hin zu tiefen, strukturellen Schäden. Während kleinere Putzrisse oft problemlos selbst behoben werden können, erfordern tiefgehende Mauerwerksrisse stets die fachmännische Beurteilung und Reparatur durch einen qualifizierten Fachbetrieb.

Welche Rolle spielt die Materialauswahl bei der Risssanierung?

Ungeeignete Materialien wie zum Beispiel eine unpassende Steifigkeit, mangelnde Haftung oder eingeschränkte Dampfdiffusion verschlimmern das Problem. Besonders bei Altbauten mit historischer Substanz ist die Kompatibilität mit vorhandenen Baustoffen sehr wichtig.

Welche Methoden eignen sich zur Reparatur oberflächlicher Risse?

Oberflächliche Haarrisse im Putz entstehen häufig durch Temperaturschwankungen oder das natürliche Arbeiten des Gebäudes. Voraussetzung für eine Reparatur in Eigenleistung ist, dass der Riss stabil ist, also keine aktive Bewegung mehr zeigt und nur der Putz betroffen ist. Ziel der Maßnahme ist es, die Oberfläche wiederherzustellen und das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern.

Schnürrisse im Mauerwerk reparieren [Schritt-für-Schritt-Anleitung]

  • Riss prüfen: Kontrollieren Sie die Wand, ob der Riss stabil ist oder sich noch ausdehnt. Markieren Sie Anfang und Ende und beobachten Sie den Riss für einige Tage, um Veränderungen zu erkennen.
  • Riss aufweiten: Kratzen Sie den Riss mit einem Spachtel oder einer Fräse auf, dass eine V‑förmige Fuge entsteht. Sorgen Sie für einen ebenmäßigen Putzgrund und entfernen Sie loses Putzmaterial und Staub mit einer Handbürste. Diese Vorarbeit sorgt später für einen besseren Halt der Füllmasse.
  • Haftgrund auftragen: Tragen Sie auf den Riss gleichmäßig Haftgrund auf, um die Saugfähigkeit zu reduzieren und die Haftung der Spachtelmasse zu verbessern. Bei Wänden aus Gipskarton, Kalt- oder Zementputz, muss die starke Saugfähigkeit eingedämmt werden, weshalb hier Tiefengrund aufgetragen werden sollte. Wichtig ist, dass der Untergrund jetzt sauber und trocken ist.
  • flexible Spachtelmasse auftragen: Für ein saubers Arbeiten können Sie den Riss an der Seite mit Malerkrepp abkleben. Verwenden Sie eine elastische Spachtelmasse oder Rissharz, das auch bei kleinsten Bewegungen flexibel bleibt. Füllen Sie die V‑Fuge in zwei Arbeitsgängen: Erst eine dünne Schicht, nach leichtem Antrocknen eine zweite, um Schrumpfung auszugleichen. Sanieren Sie Mauerrisse an der Außenwand, sollten Sie zudem mit Fugenfüllprofil arbeiten für eine sorgfältige Abdichtung.
  • Oberfläche glätten und trocknen lassen: Ziehen Sie die Masse mit einem angefeuchteten Spachtel glatt. Nach mindestens 24 Stunden Trocknungszeit schleifen Sie die Stelle leicht mit feinem Schleifpapier ab.
  • Nachbehandlung mit diffusionsoffener Farbe: Überstreichen Sie die reparierte Stelle mit einer diffusionsoffenen Fassaden‑ beziehungsweise Innenfarbe.
Person trägt Spachtelmasse mit einem Spachtel auf eine Wand auf, um einen Riss mit Armierungsgewebe zu reparieren.
Oberflächliche Mauerrisse lassen sich in der Regel problemlos mit geeignetem Füllmaterial und Putz verschließen © FotoDuets / istockphoto.com

Wie werden strukturelle Risse im Mauerwerk fachgerecht saniert?

Setzrisse können langfristig die Statik Ihres Hauses beeinträchtigen, da sie tief ins Mauerwerk vordringen. Das Ziel der Sanierung ist es, die Tragfähigkeit des Mauerwerks dauerhaft wiederherzustellen und in Zukunft weitere Bewegungen zu verhindern. Je nach Rissart und Mauerwerksart kommen folgende Verfahren zum Einsatz:

  • Spiralanker: Risse werden horizontal über Anker aus Edelstahl im Mauerverband stabilisiert
  • Rissverpressung: tiefe Risse werden mit Epoxid- oder Zementsuspensionen injiziert und dauerhaft verklebt
  • Mauerwerksvernadelung: mehrere Wandschichten werden mit Edelstahldübeln oder -stäben verbunden, um Lasten besser abzuleiten
  • Lastumlagerung: bei stark belasteten Bereichen erfolgt eine gezielte Verstärkung oder Stützung des betroffenen Mauerabschnitts

Die Sanierung von tiefen Mauerrissen erfordert bautechnisches Fachwissen und sollte ausschließlich durch qualifizierte Fachfirmen ausgeführt werden. Wichtig hierbei ist vor allem die Ursache zu identifizieren, um die Schwächung der Hausstatik zu verhindern.

Warum ist eine professionelle Analyse von Rissen wichtig?

Wenn Sie nur eine oberflächliche Reparatur durchführen und den Grund für den Schaden nicht analysieren, obwohl es sich um tiefere Setzungrisse handelt, werden früher oder später wieder neue Risse in der Wand auftreten. Eine professionelle Rissanalyse deckt auf, ob es sich um harmlose Spannungsrisse oder gefährliche Setzungs- oder Lastverteilungsprobleme handelt. 

 Mauerriss: Analyseablauf durch den Profi

  • Sichtprüfung und Fotodokumentation
  • Ermittlung von Rissbreite, Tiefe, Verlauf und Lage
  • Einbau von Rissmonitoren zur Beobachtung über Wochen
  • Einsatz von Endoskopen, Lasermessung, Thermografie
  • gegebenenfalls Baugrunduntersuchung und statische Berechnung 

Wie kann ich die Ausbreitung von Rissen überwachen und kontrollieren?

Risse im Mauerwerk sind häufig das Ergebnis dynamischer Prozesse. Daher ist es wichtig, deren Entwicklung regelmäßig zu beobachten, um rechtzeitig entscheiden zu können, ob und wann eine Sanierung erforderlich ist. Am zuverlässigsten funktioniert dies durch eine systematische Dokumentation. Zur Rissüberwachung stehen folgende Methoden zur Verfügung:

  • Markierung mit Gipsplättchen oder Papierstreifen: Eine einfache und kostengünstige Frühindikationsmethode. Reißen die Plättchen oder Streifen, deutet dies auf eine aktive Rissausbreitung hin.
  • Fotodokumentation: Erfassen Sie die Entwicklung des Risses durch regelmäßige Fotoaufnahmen mit Maßstab, idealerweise im Abstand von mehreren Wochen oder Monaten.
  • Rissmonitore: Diese mechanischen Messgeräte mit Gitterskalen können kleinste Bewegungen sichtbar machen. Sie eignen sich besonders zur längerfristigen Überwachung.
  • elektronische Sensorik: Moderne Feuchte-, Temperatur- oder Bewegungsmelder ermöglichen eine kontinuierliche und präzise Erfassung von Veränderungen. Besonders sinnvoll bei kritischen oder schlecht zugänglichen Stellen.

Warum ist regelmäßige Wartung und Kontrolle des Gebäudes wichtig?

Regelmäßige Sichtkontrollen helfen, beginnende Bauschäden frühzeitig zu erkennen und größere Sanierungen zu vermeiden. Wer kontinuierlich prüft, kann rechtzeitig reagieren und die Bausubstanz langfristig schützen.

Wartungsrhythmus und Dokumentation

  • zwei Sichtprüfungen pro Jahr 
  • Fotodokumentation auffälliger Veränderungen
  • Kontrolle von Putzflächen, Fugen, Sockelbereichen, Fensteranschlüssen und weiteren potenziellen Schwachstellen
  • nach Feuchtigkeitsschäden und Sanierungen von Mauerrissen gegebenenfalls ergänzende Kontrolle durch einen Fachbetrieb alle fünf bis zehn Jahre
GUT ZU WISSEN:
Eine lückenlose Dokumentation mittels Messprotokollen und Fotos kann im Streitfall, etwa gegenüber Versicherungen oder Sachverständigen, als wertvoller Nachweis dienen.

Welche Kosten entstehen bei der Sanierung von Rissen im Mauerwerk?

Um die Kosten einzuschätzen, die beim Sanieren von Mauerrissen auf Sie zukommen, kommt es auf den gesamten Aufwand und die Rissart an. Für tiefe Setzrisse kommt neben der Reparatur in der Regel auch eine sorgfältige Ursachenanalyse hinzu. Oberflächliche Risse können im Vergleich relativ schnell und leicht ausgeglichen werden, weshalb hier dir Kosten auch kostengünstiger ausfallen. Der Preis setzt sich aus Materialkosten und wenn Sie einen Profi engagieren, zusätzlich auch Arbeitskosten zusammen. Die Materialkosten können für einfache Reparaturen zwischen 100 und 200 Euro liegen, während für aufwendige Instandsetzungen der Preis höher liegt. Die durchschnittlichen Kosten für Maurarbeiten variieren stark und können im Schnitt zwischen 40 und 70 Euro pro Stunde liegen, je nach Betrieb und Region.

Welche Faktoren beeinflussen die Sanierung von Mauerrissen ?

  • Rissart (Schnürriss oder Setzriss) 
  • Sanierungsumfang und -aufwand
  • Sanierungmethode
  • Bausubstanz des Gebäudes
  • Zustand der technischen Anlagen
  • Materialien
  • baurechtliche Anforderungen und Normen
  • Arbeitskosten und Region
  • Eigenleistung
  • notwendige Entsorgungen

Mit welchen durchschnittlichen Kosten muss ich bei unterschiedlichen Schadensbildern rechnen?

RissartHinweisMaterialkostenArbeitskostenGesamt
oberflächliche Risse (Haarrisse)
  • betroffen ist nur der Putz, nicht das Mauerwerk selbst
  • auch Selbstreparatur mit Reparaturmörtel, Putz oder Fugenfüllprofil (bei Außenwand) möglich
10 bis 12 Euro pro Quadratmeter8 bis 12 Euro pro Quadratmeter (Spachtelarbeit und Putzgrund ausbessern)200 bis 300 Euro
tiefe Risse (Setzungs‑/Spannungsrisse)
  • Mauerrisse reichen bis ins Mauerwerk
  • breite Preisspanne
  • Einschätzung und Sanierung durch Fachbetrieb
  • Fundamentprüfung möglicherweise notwendig (zusätzliche Kosten)
150 bis 200 Euro (Spiralanker‑Set für bis zu 10 Metern)   60 bis 100 Euro pro Stunde650 bis 3.000 Euro je nach Aufwand und Länge 

Die tatsächlichen Kosten können je nach Auftrag und Fachbetrieb stark variieren, deshalb lohnt sich ein Preisvergleich. Holen Sie sich dafür am besten mindestens zwei Angebote von Fachbetrieben in Ihrer Nähe ein und erhalten Sie so einen individuellen sowie unverbindlichen Kostenüberblick.

In welchen Fällen übernimmt die Versicherung die Sanierungskosten für Risse im Mauerwerk?

In der Regel sind plötzliche und unvorhergesehene Schadensfälle versichert. Zu ihnen können zum Beispiel Erdbeben oder Rohrbrüche zählen. Dagegen sind allerdings Risse, wie sie durch thermische Ausdehnung, Eigenumbauten oder durch normale Alterung oder natürliche Baugrundbewegungen entstehen, oft nicht inbegriffen. In so einem Fall müssen Sie die Kosten selbst tragen. Informieren Sie sich am besten direkt bei Ihrer Versicherung über die für Sie geltenden Rahmenbediegungen.

Wie kann ich Rissen im Mauerwerk vorbeugen?

Wenn das Gebäude in Hanglage oder auf problematischem Baugrund steht, müssen spezielle bauliche Maßnahmen zur Stabilisierung durchgeführt werden. Eine Möglichkeit ist es, Pfahlgründungen oder Plattengründungen mit großer Auflagefläche zu nutzen oder bewehrte Bodenplatten zu legen, um die Spannungsverteilung zu gewährleisten. Auch die Wahl der richtigen Bepflanzung gehört zur Rissprävention. Planen Sie keine tief wurzelnden Großgehölze nahe der Hauswand, um zu vermeiden, dass diese Druck auf das Mauerwerk ausüben.

Wie trägt eine sorgfältige Bauausführung zur Rissprävention bei?

Häufige Ursachen für spätere Risse sind unsachgemäße Verarbeitung, Zeitdruck, ungeeignete Materialien oder fehlende Kontrolle auf der Baustelle. Beim Hausbau sind Fachkenntnisse, eine detailierte Vorplanung und Sorgfalt der Schlüssel, um Baufehler zu vermeiden, die später zu kostspieligen Sanierungsmaßnahmen führen können. Für ein dauerhaftes Mauerwerk ist besonders die richtige Verarbeitung der Materialien ausschlaggbend die Stabilität. 

Welche Maßnahmen in der Bauplanung helfen, Risse zu vermeiden?

  • Berücksichtigung von Temperaturdehnung in Detailanschlüssen
  • harmonische Materialübergänge (zum Beispiel bei Fassaden, Dach-Wand-Anschlüssen)
  • Fundamenttiefe entsprechend Bodenart und Frostgrenze

Welche Bedeutung hat die Wahl des Baugrunds für die Rissvermeidung?

Der Untergrund trägt das Gewicht des Hauses gleichmäßig und dauerhaft und verteilt es. Wenn sich der Baugrund unterschiedlich setzt, wie es zum Beispiel bei weichem oder inhomogenem Boden der Fall ist, entstehen Spannungen und damit Mauerrisse. Deswegen ist es empfehlenswert, dass Sie vor Baubeginn ein Baugrundgutachten in Auftrag geben, um unter anderem einen sicheren Überblick über die Tragfähigkeit des Bodens oder der Notwendigkeit von Bodenverbesserungen oder besonderen Gründungen zu erhalten. Für ein einfaches Baugrundgutachten müssen Sie in der Regel mit Kosten zwischen 500 und 1.000 Euro rechnen, wobei diese je nach Umfang und Grundstücksgröße auch höher liegen können.  

 Übersicht: Welche Baugrundarten begünstigen Risse im Mauerwerk?

BaugrundartRisiko für Rissbildung
Lehm und Ton
  • quillt bei Nässe
  • schrumpft bei Trockenheit
Auffüllmaterialien
  • instabil bei ungleichmäßiger Verdichtung
sandiger Boden
  • geringe Tragfähigkeit bei feuchtem Zustand
Moor- oder Torfboden
  • hohe Kompression
  • große Setzungen über lange Zeit


Fazit

Risse im Mauerwerk sind ein oft unterschätztes Risiko. Was harmlos erscheint, kann langfristig zu massiven Bauschäden, einer Gefährdung der Statik und zu gesundheitlichen Problemen durch Feuchtigkeit oder Schimmel führen. Wer sorgfältig plant und sein Mauerwerk regelmäßig kontrolliert, kann Rissbildungen oft vermeiden oder frühzeitig erkennen und so kostspielige Reparaturen verhindern. Entdecken Sie Risse, die sich im Laufe der Zeit vergrößern, sollten Sie umgehend eine fachkundige Ursachenanalyse in Auftrag geben. Oberflächliche Putzrisse lassen sich hingegen oft in Eigenregie beheben.

Risse im Mauerwerk: Häufig gestellte Fragen 

Wie schnell sollte ich auf einen neu entdeckten Riss reagieren?

Am besten sofort: Machen Sie Fotos, messen Sie die Breite und dokumentieren Sie den Zeitpunkt. Beobachten Sie den Riss über ein paar Tage, ob er sich verändert. Breitet er sich aus, sollten Sie sich umgehend an einen Fachbetrieb wenden, da es sich hierbei um einen tiefen Setzriss handeln kann. 

Welche rechtlichen Pflichten habe ich als Eigentümer bei erkannten Rissen?

Als Hauseigentümer sind Sie verpflichtet, erkennbare Gefahrenquellen zu beseitigen oder zumindest abzusichern und das gilt auch für Risse im Mauerwerk. Bei Vernachlässigung kann im Schadensfall eine Haftung greifen und das insbesondere, wenn Dritte, wie zum Beispiel Mieter oder Passanten, betroffen sind. Eine regelmäßige Gebäudeinspektion ist deshalb auch rechtlich sinnvoll.

Muss ich neue Risse dem Bauamt melden?

In der Regel nicht – es sei denn, es handelt sich um ein bauordnungsrechtlich relevantes Gebäude oder einen Fall mit potenzieller Gefährdung der Standsicherheit. Dokumentieren Sie neue Risse mit Fotos und beobachten Sie sie über einen längeren Zeitraum. Bei massiven Schäden kann das Bauamt im Rahmen eines Hinweises durch Dritte eine Begutachtung anordnen.

Wie erkenne ich, ob ein Mauerriss feuchtigkeitsaktiv ist?

Feuchtebedingte Risse lassen sich oft an dunklen Verfärbungen, abblätternder Farbe, muffigem Geruch oder Kondensatbildung erkennen. Typisch ist auch sogenannte Effloreszenz, weiße Salzablagerungen auf der Oberfläche. Ein Feuchtemessgerät oder eine Thermografie können helfen, aktive Feuchtigkeitsquellen frühzeitig zu identifizieren, bevor Schimmel entsteht.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.